17. März bis 25. April 2009

Alexandra Hopf: Was ist los, wir haben alle Schranken beachtet...

 

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Alexandra Hopfs Interesse kreist um das Verhältnis von Urbild, Abbild und Nachbild. In engerem Sinn geht
es Hopf um eine Systematik in Form einer subjektiven Ikonographie. Sie umfasst Bilder, die für uns zum
charakteristischen Stellvertreter ihrer Zeit geworden sind und die wiederum unser Verständnis der Vergangenheit
prägen.


Hopfs Motive entstammen im weitesten Sinn den Bereichen Kultur und Wissenschaft. Die Videoarbeit „...
oder sollte dies eine unbekannte Mauer sein?“, 2009 gleicht einem Archiv solcher Bilder, es vereint Stilikonen
des Designs und der Architektur, Archivfotos aus Theater und Film des letzten Jahrhunderts, sowie
naturwissenschaftliche Aufnahmen in der Dramaturgie eines luziden Traums. Die Einzelbilder sind aneinander
montiert und so überblendet, dass sie zusätzliche Nachbilder generieren.


In „Was ist los, wir haben alle Schranken beachtet…“ zeigt Alexandra Hopf auch die Barytfotografien
„Die Kunst Die Liebe Das Spiel“, Nr. 1-6, 2009. Es sind fotografisch dokumentierte Reproduktionen von
gesprayten Zeichnungen, die an Aufnahmen von Sternennebeln angelehnt sind. In einigen Arbeiten treten
die fiktiven Nebel deutlich anthropomorphisiert hervor: Hopf hat blickhafte schwarze und weiße Löcher
eingefügt oder Punkte durch Geraden verbunden, und lässt so Mythologie und Mathematik zitathaft
im Sternenbild aufeinanderstoßen. Auch schablonenhafte Objekte, an die ersten Fotogramme erinnernd,
schweben im Bildraum. Es ist ein spielerischer Nachvollzug, der die Geschichte der Zivilisation, gefasst
als Aufstieg von der Magie zur Wissenschaft, inhaltlich und formal im künstlerischen Herstellungsprozess
wiederspiegelt.


Das Insekt, das wir in dem Hinterglasbild „The Lodger“, 2009 erkennen, die Hinterglasbilder „Toto 1“ und
„Toto 2“, die dieselbe Röntgenaufnahme eines afrikanischen Fetisch wiedergeben – es ist das wohlige
Erschauern des Besuchers im Naturkundemuseum, der in den Exponaten mit einer eigentümlichen Mischung
aus Vertrauen und Abstand sich selbst und seinen Ursprung wiedererkennt, das den Betrachter
dieser Arbeiten befällt. Dieser Eindruck wird nur noch unterstützt durch die schummrige Brüchigkeit, die
die Hinterglasmalereien in der Darstellung und in den Farben zeigen, und die zusammen mit der Materialität,
mit spiegelndem Glas und präzise gewählten Präsentationformen den Eindruck von Wärme und
Abgründigkeit erzeugen.


Der Gegenständlichkeit, dem Realismus der Vorlage treten bei der näheren Betrachtung von Hopfs Arbeiten
die weichen und verwischten Konturen des Farbauftrags, und noch mehr die abstrakten Elemente
entgegen. Die Wiedererkennbarkeit weicht jeweils einem neuen Aspekt. Er enthüllt sich dem Betrachter,
der die gelegten Köder, Indizien und Eingriffe kaum übersehen kann. Gezielt setzt Hopf den spiegelnden
Glanz der Hinterglasarbeiten ein, um den Blick einzufangen, um ihn kurz darauf durch illusionistische
Glanzlichter zu irritieren.


Hopfs Arbeiten erfüllen nicht das Begehren des ruhenden Auges, das sie erzeugen. Stattdessen lassen sie
den Blick oszillieren und schaffen so ein ständiges Wechselspiel zwischen Betrachter und Betrachtetem.

 

 

english version

 

Alexandra Hopf’s interests centre around the relations between various types of imagery: the archetype,
the reproduced, and afterimages. In a narrower sense, Hopf’s work is about a system in the form of a
subjective iconography. It comprises of pictures which to us have become defining images of their time
and in turn mould our understanding of the past.


In the broadest sense, Hopf’s motifs derive from the fields of culture and science. The video work “....
oder sollte dies eine unbekannte Mauer sein?” („... or should this be an unknown wall?”), 2009 resembles
an archive of such pictures, combining style icons of design and architecture, archive photos of twentieth
century theatre and film, as well as scientific recordings in the staging of a lucid dream. The individual
images are sequenced and blended together so as to produce additional afterimages.


In “Was ist los, wir haben alle Schranker beachtet...” („What’s going on, we’ve observed every limit...”)
Alexandra Hopf is also showing the silver gelatin photos “Die Kunst Die Liebe Das Spiel“ („The Art That
Loves The Game“), Nr. 1-6, 2009. These are photographic reproductions of sprayed paint drawings that
tend towards shots of starry nebulas. In some works the fictitious mist of stars appear clearly

anthropomorphised: Hopf has inserted conspicuous black and white holes or connected points with straight

lines, in this way allowing mythology and mathematics to richly reverberate off each other. Further,

mechanical objects, reminiscent of the fi rst photograms, are suspended in the picture space. It is

aplayful reconstruction, which in the form and content of its process of creation refl ects in the history of

civilisation, formulated as the ascent from magic to science.


The insect that we recognise in the painting on glass “The Lodger”, 2009; “Toto 1” and “Toto 2” – also
glass paintings – which represent the same x-ray of an African fetish object: it is the pleasant thrill of the
natural history museum visitor, recognising themselves and their origins in the exhibits with a strange
mixture of faith and distance, which strikes the viewer of these works. This impression is only reinforced
by the dim fragility displayed in the execution and colours of the paintings on glass, and together with
the materiality, refl ective glass and precisely chosen forms of presentation produces an impression of
warmth and subtlety.


On close inspection of Alexandra Hopf’s work the concrete figuration sets the close fidelity to the model
against softly blurred contours in the paint application, and even more so the abstract elements. The
variably readable quality yields a new aspect each time, revealing itself to the viewer, who can hardly
miss the laid traps, indications and interferences. Hopf deliberately employs the shine of the glass works
to catch the gaze, in order to distract it momentarily with illusionistic reflective light.


Hopf’s works don’t fulfil the wishes of idle eyes to which they give rise. Instead they allow the gaze to
oscillate and in so doing create a continual interplay between observer and observed.