1. bis 29. November 2008

Manfred Peckl: Gott

 

Cruise & Callas präsentiert Manfred Peckls neue Bilder und Papierarbeiten bei seiner ersten Einzel-

ausstellung in Berlin.


Manfred Peckls Arbeiten entstehen im Zuge einer Verlangsamung, einer Zügelung, die der Künstler als

ein sich Verbieten der Handschrift beschreibt. Peckl sieht sich als Maler, doch mit dem Pinsel wäre er

„viel zu schnell fertig“. Der hinausgezögerte Herstellungsprozess gibt Kapazität für dauerhafte Konzentration.

Dabei scheinen das Thema des Ortes und das der Verwandlung im Mittelpunkt zu stehen.


Peckls Bildoberflächen bestehen aus geschredderten oder in schmale Streifen geschnittenen Landkarten,

die in vielen Schichten aufwändig nebeneinander geklebt und mit Lack überstrichen sind. Die Idee, mit

Karten zu arbeiten, kam Peckl durch die Beschäftigung mit Sprache in seinen früheren Arbeiten. In diesen

Bildern, die lediglich ein einziges, mit Stempel mehrfach aufgetragenes Wort zeigten, ergab die

unausgesetzte Aneinanderreihung des Wortes „Kuba“ plötzlich „Baku“, die Hauptstadt Aserbaidschans,

und „Siena“ wurde zu „Asien“. Damit rückte für Peckl das Phänomen des plötzlichen Ortswechsels und

folglich einer Gleichzeitigkeit in den Blick. Peckl treibt das Spiel mit dem Ort, der an die Stelle des anderen

tritt, in vielfältiger Weise, setzt zum Beispiel in seinen Landschaftsansichten Schönheit als Lockmittel ein,

um dann mit einer zur Wüste ausgetrockneten Zukunftslandschaft zu kontern.


„Mit Hubble breitete sich das Interesse für die Betrachtung des Universums aus, was dazu führte, dass ich

mit einem Mal entsprechende Bücher in den von mir benötigten Mengen bekommen konnte. Plötzlich hatte

ich die Möglichkeit, schwarze Bilder zu machen.“


Mit der schwarzen Farbe kamen die aus Atlanten ausgeschnittenen Sterne in apokalyptischen Planeten-

landschaften ganz realistisch ins Bild. In den neuesten Arbeiten für „Gott“ formieren sich nun Galaxien

zu mächtigen Wesen und der Blick in das galaktische Auge der Gottheiten beflügelt die Phantasie des

Betrachters. Vergegenwärtigt man sich ihre Dimension, so sind diese Götter unfassbar und Grusel erregend.

Doch ganz im Gegenteil erscheinen sie auf den ersten Blick: niedlich und an süße Wassertierchen oder

sonstige Monsterchen erinnernd. Diese neuen Bilder von Manfred Peckl scheinen wie von der Form befreit,

was ihr Wirkungspotenzials gesteigert. Denn erschloss sich der plötzliche Ortswechsel zuvor häufig erst

über eine Hintergrundinformation, ist dieser nun ganz unmittelbar erfahrbar. Der Betrachter gerät direkt

hinein in das Wechselspiel der Bezugsgrößen, in ein vergnügliches Hin- und Her zwischen dem Schauder

vor der sich so übermenschlich darstellenden Gottheit und ihrer sofortigen Relativierung.