September 22 to November 5, 2011

Stefan Rinck befragt die Nachbarschaft: Will Gott noch was mit uns zu tun haben?

 

Richard Neal on Stefan Rincks work


Most often, the figures just stand there, freshly and directly hewn from the block. Four-square, shoulders and head just slightly slumped, sometimes as if they have just been poked back, and are slow to reassert themselves. They wait, immobile. They want something, and still live in their desire, or have occasionally just been thwarted, and now can do nothing but reel, frustrated. Once in a blue moon, the guitar picked up, satisfaction briefly reigns.


The motives are usually base: money, lust for flesh first and then power, with the odd starry eyed lovesick giant. Sometimes they know what they want, and scheme. Others may be less self-aware, but what they feel is nonetheless apparent, so much so that their own horizons are clearly circumscribed within the bounds of our gaze, giving the viewer at least the position of a parental overlord, if not a divine power. This relation is reinforced through the sheer, brutal cuteness, the childlike expectant mouths and gazes, the innocence that is clearly withering in front of our eyes.


The dividing line is not always clear but in general the sculpture consists of the tempted, and the temptation itself is more often to be seen in the paintings. Girls are posed closely, frontally, mute, aloof. They may look at you, and you at them, but no more. And they float, fixed in your view but not in their surroundings.


The technique of both painting and sculpture has a shared quality. It does just enough. It is rough and coarse, but not for the sake of it, more for a negative logic that more is not required. It does declare and flaunt this coarseness but delicately so. Baseness equates with basics, establishing a unity of motif and manner. The titles and backstories also necessarily operate on the same level, and tend to the comical. The only element in the whole art relationship given the possibility of a (deluded) grandeur is us, the viewer.


Back to the figures, their very boxed-in comic posture leaves them isolated. The seductive wonder which is either right in, or about to enter, the process of disillusionment, radiates a vulnerability whereby we become sensitive to our place and what is around and, indeed, above us.


 

 

Richard Neal über die Arbeit von Stefan Rinck

Meist stehen die Figuren einfach da, frisch und direkt vom Stein gehauen. Sie sind blockartig, Kopf und Schultern sind nur leicht zurückgesetzt, und manchmal scheint es, als wären sie gerade eben angestubst worden und würden nur ganz langsam in ihre Haltung zurückfinden. Sie warten unbeweglich, doch sie wollen etwas und leben noch in diesem Begehren. Gelegentlich scheint dies soeben vereitelt worden zu sein und der Figur bleibt nichts, als frustiert in ihrer Rolle zu erstarren. Nur ganz selten, wenn der zweite Vollmond scheint, und die Gitarre hervorgenommen wird, stellt sich für einen kurzen Moment Erfüllung ein.

Die Motive sind üblicherweise basal. Da sind zuallererst Geld und Fleischeslust, dann Kraft, und dann wie aus dem Nichts ein sternenäugiger, liebeskranker Riese. Manche dieser Figuren weiß, was sie will und knobelt an einem Plan. Andere sind sich ihrer selbst vielleicht weniger bewusst und doch offenbaren sich die Gefühle dieser Figuren so, dass ihr eigener Horizont klar umrissen ist und zwar durch die Grenzen unseres Blicks. So ist es zuletzt die Position eines väterlichen Lehensherren, die uns diese Arbeiten als Betrachter übertragen, wenn nicht die einer göttlichen Macht. Diese Beziehung wird noch verstärkt durch die reine, brutale Niedlichkeit dieser Figuren, durch kindlich erwartende Münder und Blicke, und durch ihre Unschuld, die unübersehbar vor unseren Augen verwelkt.

Die Trennlinie ist nicht immer ganz klar, doch im Allgemeinen könnte man sagen, dass in den Skulpturen das Verlockte anwesend ist, während in der Malerei viel häufiger die Verlockung selbst im Bild ist. Mädchen posieren in Nahaufnahme, frontal, stumm und unnahbar. Sie mögen den Blick des Betrachters erwidern, mehr aber nicht. Und sie schweben, ohne Halt in ihrer Umgebung, lediglich in unserem Blick fixiert.

Die Technik von Bildern und Skulpturen hat eine Gemeinsamkeit: Sie tut eben genug. Sie ist roh und ungehobelt und ist dies nicht um ihrer selbst willen, sondern zu Gunsten einer negativen Logik, dass mehr nicht benötigt
wird. Diese Technik verkündet Grobheit, sie stellt sie zur Schau und tut dies auf eine delikate Art und Weise. Das Basale und die unerzogenen Arbeitsweise gleichen sich und bilden eine Einheit aus Motiv und Machart. Natürlich operieren auch Titel und hintergründige Stories auf dieser Ebene und tendieren zur Komik. Das Einzige, was in diesem ganzen Kunstgeflecht die Chance auf (vorgebliche) Erhabenheit hat, sind wir, der Betrachter.

Zurück zu den Figuren: Ihre doch sehr eingekastelte, komische Haltung lässt sie isoliert zurück. Das verführerische Wunder, das im Begriff ist, desillusioniert zu werden oder dies bereits ist, strahlt eine Verletzlichkeit aus, die unserer Empfindsamkeit aufschließt für uns, für das was uns umgibt und, in der Tat auch für das, was über uns ist.